wie Orpheus spiel ich auf den Saiten des Lebens den Tod, aber wie Orpheus weiß ich auf der Seite des Todes das Leben1

Pianist in Not, Paul Klee 1909

Mein Schreiben ist wie Komponieren … als Kind hatte ich oft eine Sperre, mich Beethoven zu nähern … zwar sei ich ihm spieltechnisch gewachsen, nicht aber psychisch2

bitte, Schreiber, blamier die Feder nicht für deine schlechten Sätze, tätowier sie nicht in Schnee, sie müssen auf die Stirn und auf dem schönsten aller Sätze ist ein Stempel gedruckt, welcher gleich der ganzen Welt zuruft „ich kann’s nicht!“

dein Werk imponiert als schlaffes Mimimi, ergriffen und versalbt

stellvertretend hier einige, zum Teil durchaus kritische Stimmen3:

… und was hat er zu bieten? / Schrift gewordener feuchter Traum / Zumutungen inflationärer Kommas / Verzicht auf wörtliche Rede Satzzeichen / ichichich / laaangweilig / banal / eitel / groschig / platt / bemitleidenswert / schwülstig / zuckrig / ungenießbar / abartig provinziell / sprachlich grauenvoll / überflüssig / Geschwafel / Inhalt = Null / nichtssagend schlecht / Fotzelschnitte an karamellisierter Jus /  ermüdender Gastronomieführer / belanglos es, selbstverliebter Gelaber / humorlose Confessiones à la Augustinus / Röstmischung und Terroir / selbstverliebter Flaneur / beliebig / packt, rührt, fesselt nicht / grottenschlecht / wiederholend, tot, unfassbar uninspiriert / diesmal brabbelt die Angebetete beim Sex altgriechisch / altbekannte landläufige Halbbildung / viel eitel Geschwätz / armer Poet, satt & gelangweilt im Stuttgarter Schrebergarten / Bücher von alten Männern / dreist / gekünstelt / klischeehaft / aufhören Klavierspielen! / schlicht, schlecht / unbegreifliche Qualitätsoszillationen / hanebüchener kaum möglich / oh je, oh je alle verwandeln sich in Nymphomaninnen und wollen dem altersdementen emeritierten Professor an dieWäsche / warum unterbindet kein Lektor diese unerträgliche Altmännergeilheit? / … Paula sich auf dem Sonderling lautstark abmüht, ihn zureitet / absolut gruuusiger nicht endend wollender Wortqualm um Banalitäten / gedönst / vertrottelter Asperger / befreit ihn von der Schreibsucht / flach, schwere Kindheit verbessert literarische Qualität um keinen Deut / SO SCHLECHT, dass ich erstmals eine Kritik schreibe / langatmig, eintönig, hölzern, gefühlsarm / Held mit großem Frauenaufkommen, Gespräche wie aus dem Feuilleton abgelesen (beckmesserisch?) / schlecht, schlecht, schlecht / unsäglicher Stil / witz-und espritlos / schwärmerische Versatzstücke / nutzlos / unerträglich / bedauerlich / Professur und Veröffentlichungen werden auf immer Rätsel bleiben / Hilfe! Furchtbar! / Jetzt brauche ich eine Sauerstoffmaske / inhaltslose, narzisstische Selbstbeweihräucherung / wie kann sich ein Autor mit seinem Buch nur so selbst demontieren / langatmig, langweilig, platt, verlorene Lesezeit / was ein selbstverliebter Schmock! UNERTRÄGLICH

Nimrod in Dantes Inferno, Gustave Doré

Ein für alle Male ist’s Orpheus, wenn es singt — Sonette an Orpheus, Rilke, 1922

  1. Ingeborg Bachmann ↩︎
  2. Stuttgarter Zeitung, 12. Dezember 2020 ↩︎
  3. Amazon, 2025, Kundenrezensionen ↩︎