
tell dir einen Teller vor, vielleicht aus Kupfer, dann komm auf die Idee, feine Golddrähte platt zu walzen und auf den Teller zu löten, dergestalt, dass sich die Fäden zu Kammern oder Zellen formen. Dahinein gibst du buntes Glaspulver, Email. Geformt hast du viele Hieroglyphen und die liegen wild um einen Torso, Isis
dann kommen die umlaufenden Buchstaben, die auf Lateinisch die Inschrift des Tempels zu Sais in Ägypten ergeben:
ICH BIN ALLES, WAS IST, WAS GEWESEN IST UND WAS SEIN WIRD. KEIN STERBLICHER HAT MEINEN SCHLEIER AUFGEHOBEN*

nach vielen Arbeitsschritten im Ofen und außerhalb, entsteht etwas so verführerisch Schönes und märchenhaft Prächtiges. Es glänzt und leuchtet in einer tiefen Farbigkeit und fängt golden die Mysterien des Morgenlandes ein als entstamme es direkt aus 1001 Nacht

der Künstler Peter Kleist aus Malmö hat das émail cloisonné bei Erika Kleist-Unterbeck gelernt, seiner Mutter, die schon vor dem Krieg ihre Meisterprüfung bei Lili Schultz auf der Burg Giebichenstein abgelegt hat

wenn das Werk nach Tausend Jahren ausgegraben würde, hätte es nichts seiner Kraft verloren. Farbe, Licht und Feuer, ewig gültig und ewig beständig

Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewoge und keine Heimat haben in der Zeit. Und das sind Wünsche: leise Dialoge täglicher Stunden mit der Ewigkeit. Und das ist das Leben. Bis aus einem Gestern die einsamste von allen Stunden steigt, die, anders lächelnd als die andern Schwestern, dem Ewigen entgegenschweigt — Rainer Maria Rilke

