
nermüdlich fragt Omar Khayyám um elfhundert woher, wohin, warum, wozu, er wittert die Chance sich inmitten solcher Fraglichkeit einzurichten. Da die Wahrheit ohnehin nicht zu haben ist, entfallen manche Sorgen und man besinnt sich auf die greifbaren Daseinsfreuden, einer durchzechten Nacht oder mit einer Geliebten1

um diese Geliebte für ein Kurzzeit-Konkubinat klarzumachen verfasst Omar noch rasch einen Vierzeiler, der Rubai verleiht ihm mana, mojo und spezifisches Gewicht:
O komm Geliebte komm es sinkt die Nacht / verscheuche mir durch deiner Schönheit Pracht / des Zweifels Dunkel! Nimm den Krug und trink / eh man aus unserm Staube Krüge macht
schlechte Verdauung und ihre Abgase begünstigen den delphisch vernebelten Mystizismus unseres Weltentrückten
allerletzte Fragen wie: wo war der Geist zum Zeitpunkt der Schöpfung richtet unser selbsternannter Guru heute an seine Gemeinde und belästigt sie mit allerlei prophetischer Prosa vom höheren Leben, um dann jäh das Interesse an Ahura Mazda, Avesta und ihren rhythmischen Atemübungen zu verlieren, Aschem Vohu und Yatha Ahu Vairyo, die Gedankenübung kippt, wird unergiebig, das Apostolat ist ihm Stulle

der fake magi lässt seinen Auftrag als Sachwalter des Höchsten ruhen, unterbricht die Séance, schlurft aus seiner transzendentalen Umlaufbahn ins Irdische und promiskiert zu kulinarischen wie erotischen Verheißungen:
ein Zweiglein wilden Salbeis in der Bauchhöhle des Ziegenbabys über glimmendem Holzfeuer geröstet, eine Wachtelcrepinette in karamellisierter Jus, ein Loup de Mer in fassgereiftem Muskateller … um, so gestärkt, die schöne Ainyahita, Ziel seiner heutigen Sehnsucht, mit einem Hirtengedicht anzuschmachten, ihre Schönheit zu preisen und zu ergründen, ob sie Interesse habe, mit seinen Wachteleiern zu spielen … Rülpserchen des Frommen, schlaffes Nickerchen und dann von vorn:
Ein Liederbuch / ein Brot / ein irdner Krug voll Wein / Vom Lamm ein Schenkelstück und dann so ganz allein / In weiter Flur mit dir

Omar once again:
Oh, threads of Hell and Hopes of Paradise! One thing at least is certain – This life flies; One thing is certain and the rest is lies; The flower that once is blown for ever dies
der Garten als ort der philosophie2
mit Epikur, dem Verfechter des naturgemäßen Lebens, wurde der Garten zu einer Instanz der Philosophie. In seiner Ferne von den Höfen und Städten schien dieser Ort die Bedingungen des freien Denkens zu garantieren: furchtlose Gelassenheit, Akzeptanz von Natur und Körper, praktisches Nutzverhalten, Ablehnung des Krieges, Verachtung der Tyrannis und Vertragstreue. Epikurs römischer Nachfolger Lukrez hat dessen Lehre durch sein Riesengedicht De rerum natura in den Rang der Weltliteratur erhoben.
die Chinesen wissen:
- willst du drei Stunden glücklich sein, betrinke dich
- willst du drei Tage glücklich sein, heirate
- willst du drei Monate glücklich sein, werde reich
- willst du ein Leben lang glücklich sein, schaffe dir einen Garten an